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Podstrony

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dass er mir den Urlaub nicht verwei-
gern konnte, da mir noch aus dem let-
zten Jahr eine Reihe von freien Tagen
zustand.
"Also gut", sagte er dann. "Schließ-
lich will ich Sie ja nicht vergraulen.
Schließlich sind Sie in der letzten Zeit
zu einer meiner verlässlichsten Mit-
arbeiterinnen geworden..."
Ich glaubte fast, mich verhört zu
haben. Sloane hatte immer wieder
durchblicken lassen, dass er meine
Arbeit zu schätzen wusste, aber ein
derart deutlich ausgesprochenes Kom-
pliment war eher untypisch für ihn.
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Vielleicht lag es daran, dass wir al-
lein waren und niemand uns zuhören
konnte...
"Ich danke Ihnen, Mister Sloane",
sagt ich.
Er zuckte die breiten Schultern.
Sein Lächeln ließ zwei Reihen
makelloser Zähne zwischen den Lippen
hindurchblitzen.
"Schreiben Sie mir eine Karte,
Jessica!"
17
Es war eine strapaziöse Reise. Zun-
ächst mit dem Flugzeug nach Delhi,
dann weiter per Inland-Klipper und
Bahn bis an den Rand der Tharr-
Wüste, die Rajastan im Westen
begrenzte.
Ich verbrachte einen halben Tag in
einer Oasenstadt am Rande der Tharr
damit, einen Taxifahrer zu finden, der
bereit war, mich über die mörderische
Sandpiste nach Sanpur zu bringen.
Aber schließlich schaffte ich es.
Es war bereits Abend, als Sanpur
einer Fata Morgana gleich in der Ferne
auftauchte. Die Stadt war mittelgroß.
Sie wirkte wie ein großer, unübersicht-
licher Ameisenhaufen. Es schien kein-
erlei Plan zu geben, nachdem diese
Stadt entstanden war.
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Mochte die Herrschaft der Rajas
auch vorbei sein, aber rein optisch
wurde Sanpur durch den auf einer na-
hegelegenen Anhöhe befindlichen
Palast dominiert.
Ein Palast der Träume, so ging es
mir beeindruckt durch den Kopf.
Oder der Alpträume...
Mir stockte der Atem, als ich die
Kuppelbauten und die sanften Sch-
wünge der steinernen Bögen sah, auf
die das weiche Licht der Abendsonne
schien. Ein leichter Wind ließ die Wedel
der Palmen sich hin und her
bewegen...
Ich nahm einen Schluck aus meiner
Wasserflasche und wischte mir den
Schweiß von der Stirn.
Nach einer zweieinhalbstündigen
Fahrt durch flimmernde Hitze und von
der Sonne verbranntes Ödland, war
dieser Anblick wie ein Märchen.
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"Kennen Sie das Tharr Desert
Hotel?", fragte ich meinen Fahrer,
dessen Namen ich nicht richtig ver-
standen hatte und die zahllosen Sch-
laglöcher auf unserer Fahrt mit bewun-
derungswürdiger Ruhe hinzunehmen
wusste.
"Ich kenne viele Hotels..."
"Mag sein, aber ich möchte zum
Tharr Desert Hotel!"
Ich wollte nicht, dass er mich an ir-
gendeinen weitläufigen Verwandten
vermittelte, dem er ein Geschäft gön-
nte. Außerdem war das Tharr Desert
das Hotel, in dem Curt Gardner zuletzt
gewohnt hatte.
Wenn es einen Ort gab, an dem ich
vielleicht etwas über sein Verbleiben
herausfinden konnte, dann war es
dieser.
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"Ich kenne es", sagte mein Fahrer
schließlich. "Sehen Sie den Palast?
Wunderschön, nicht wahr?"
"Ja."
"Es gehört dem Raja von Sanpur."
"Kann man es besichtigen?"
"Nein, ich glaube nicht. Der Raja
lebt sehr zurückgezogen. Seit Jahren
hat ihn niemand mehr gesehen. Jeden-
falls sagt das mein Neffe, der in San-
pur auf dem Markt Schafe verkauft."
"Man erzählt sich so manche
Geschichten über den Raja", sagte ich.
"Und über Sanpur..."
Mein Fahrer lachte auf und irgend-
wie klang dieses Lachen in meinen
Ohren etwas gezwungen.
"Ja, ja... Geschichten, Ma'am.
Nichts als Geschichten."
"Wissen Sie, was ein Kajari ist?"
Der Fahrer schluckte. Als er den
Kopf zu mir drehte und mich ansah,
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bemerkte ich ein unruhiges Flackern in
seinen dunklen, fast schwarzen Augen.
"Auch nur Legenden, Miss. Le-
genden, die man sich an den Lager-
feuern erzählt hat..."
"Was für Legenden?"
"Scheußliche Dinge, Miss. Nichts für
die Ohren einer Lady..." Er lachte
erneut. "Aber ich gehe regelmäßig in
den Tempel und bete zu den Göttern.
Kein Kajari wird mir deshalb je etwas
anhaben!"
18
Im Tharr Desert Hotel gab es
Kakerlaken und die Klimaanlage schien
auch nicht richtig zu funktionieren. Es
war kein Hotel der gehobenen Kategor-
ie, aber angeblich das beste, was San-
pur in dieser Hinsicht zu bieten hatte.
Einer der zahlreichen Söhne des
Besitzers zeigte mir mein Zimmer und
pries besonders den freien Blick auf
den Palast, den man von hier aus
hatte.
Mir jagte dieser Anblick eher ein
Schaudern über den Rücken. Die Bilder
aus meiner Vision standen mir wieder
vor Augen. Der dunkle Gang. Gardners
leichenblasses Gesicht, das einer Tot-
enmaske ähnelte...
Was mochte ich da nur gesehen
haben?
Kam ich am Ende gar zu spät?
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Meldete er sich vielleicht deswegen
nicht mehr, weil er nicht mehr lebte?
Alles in mir wehrte sich gegen diese
düsteren Gedanken, aber sie ließen
sich nicht so einfach davonscheuchen.
Immer wieder stahlen sie sich in meine
Seele und ließen mich frösteln.
Ich stand am offenen Fenster und
lehnte mich etwas hinaus. Das Zimmer
befand sich im zweiten Stock. Unten
auf der Straße herrschte reges Treiben.
Autos mit vorsintflutlichem Baujahr
versuchten sich hupend einen Weg
durch das Chaos aus Fahrradrikschas,
Eselskarren und Motorroller zu Bahnen.
Hin und wieder ließ ein Lastwagen re-
spektheischend die Bremsen zischen.
"Brauchen Sie noch etwas,
Ma'am?", fragte der Junge mich. [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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