Podstrony
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mich Kaffee kochen. Sie grinste breit und drückte mir die Sanduhr für das Tabu in die Hand. Oder bei uns , warf Maria ein. Wir suchen ständig neue Mitarbeiter. Oder bei uns , sagte Christian. 124/211 Ken zwinkerte mir zu. Bei seiner Arbeit würde ich mich sicher- lich nicht bewerben. Der Gedanke setzte sich bei mir fest: Ich könnte kündigen, dann wäre ich aus der furchtbaren Situation gerettet und könnte noch mal neu beginnen. Schon wieder. Eigentlich hatte ich ja mit Annahme dieser Stelle neu beginnen wollen, aber ich musste ein- mal mehr feststellen, dass das Leben häufig anders verlief, als ich es geplant hatte. Ich kündige nur, wenn ich etwas anderes gefunden habe , sagte ich nach kurzem Überlegen. Wolltest du nicht früher immer Wedding Planner werden? , warf Ken ein. Ich lächelte. Während des Studiums hatte ich tatsäch- lich überlegt, mich bei verschiedenen Eventagenturen zu bewerben. Aber in den Staaten fand ich keine Anstellung in dieser Richtung und hatte lediglich mit Gelegenheitsjobs die Kasse aufgebessert, bis Mike geboren wurde. Ich weiß nicht, ob ich mich traue. Papperlapapp. Hannah stand auf und holte ihr Netbook aus ihrem Büro. Wir spielen jetzt erst eine Runde Tabu, du trinkst zwei Gläser Wein und dann schreiben wir deine Bewerbung. Sehr geehrte Damen und Herren schrieb ich zwei Stunden später in das leere Dokument auf Hannahs Netbook, während Han- nah, Maria und Karin hinter mir saßen und mir diverse Vorschläge unterbreiteten. Manfred, Christian und Ken verzogen sich vor den Fernseher, um sich der Sportschau hinzugeben. Hiermit bewerbe ich mich bei Ihnen als Eventmanagerin , sagte ich laut, während ich schrieb. Wie langweilig , fand Hannah und Maria stimmte ihr zu: Als Eventmanagerin muss man doch kreativ sein, also sei kreativ! Ich löschte das bisher Geschriebene und begann noch einmal neu. Sehr geehrte Damen und Herren, 125/211 willst du meine Frau werden? Das ist die Frage, die jedes Frauenherz höher schlagen lässt. Auch mir wurde diese Frage ges- tellt das war der Startschuss für eine Zeit voll Planung, Organ- isation und Problemlösung. Ich habe meine Hochzeit damals selbst organisiert und auf die Beine gestellt und musste feststellen, dass ich genau hierin meine Berufung gefunden habe. Es bereitet mir sehr viel Vergnügen und es ist eine Erfüllung, mich mit diesem Thema auseinanderzusetzen und die vielfältigen, nahezu unüber- schaubaren Angebote zu durchforsten und Ideen zu entwickeln. Klingt das besser? Viel besser. Weiter! Angespornt durch den Elan meiner Freundinnen schrieb ich die Bewerbung zu Ende. Ich habe übrigens Neuigkeiten , sagte Hannah, nachdem wir fertig waren. Meine Neuigkeit ist ein Vorstandsvorsitzender einer uns gut bekannten Versicherung. Ich starrte sie entgeistert an. Sag das nochmal! Meine Neuigkeit ist ein& - Ich hab es schon verstanden , unterbrach ich sie. Sag bitte nicht, dass er bei Welius arbeitet! Hannah sah mich provozierend an. Und wenn doch? Du hast dir doch wohl nicht eine neue Affäre gesucht und schläfst mit dem Vorstandsvorsitzenden der Firma, in der Ken an- gestellt ist? Ich lugte zum Wohnzimmer, wo Ken saß, aber er hatte nichts gehört. Doch, so ist es. Das konnte doch nicht wahr sein! Nicht, dass ich etwas gegen Hannahs Affären hatte. Sie sollte so leben, wie sie wollte, aber ich konnte nicht verstehen, wie sie sich auf so etwas einlassen konnte. Ich hoffe, er weiß nicht, dass du Ken kennst. Nur für den Fall, dass du ihm auch das Herz brichst. Das wäre nicht gut für Kens 126/211 Arbeitsplatz. Stell dir nur mal vor, er würde seinen Frust an ihm auslassen, weil du mit ihm befreundet bist! Du kriegst das doch gerade bei mir mit! So etwas geht schneller als du denkst. Unsinn, die Firma ist riesig und er weiß das bestimmt nicht. Aber wenn dir so viel daran liegt, werde ich keinerlei Verbindungen zwischen uns offenlegen. Es geht ja auch nur um ein bisschen Spaß. Er ist verheiratet. Seltsamerweise beruhigte mich das. Hoffentlich würde er sich nicht in sie verlieben. Wie kam Hannah nur immer an so hoch- karätige Männer? Es musste der Job sein, anders konnte ich es mir nicht erklären. Apropos Ken Hannah zeigte mit ihrem Finger auf mich und ich hatte das Gefühl, im Verhörsaal zu sitzen. Ich würde alles gestehen, wenn Hannah mich weiter so ansah. Ich hob die Hände in abwehrender Haltung und rief: Ich bin unschuldig, egal, was die Anklage sagt! Doch Hannah ließ sich nicht abbringen. Seit fünf Wochen ist er nun hier und kriecht dir jeden Tag hinterher. Er schenkt dir Blumen, lädt dich zum Essen ein und holt dir die Sterne vom Himmel. Wenn du ihn nicht willst, sag einfach Bescheid, dann nehme ich ihn nämlich. Wie lange willst du ihn noch schmoren lassen? Ich dachte, ich hätte mich verhört. Aber Hannah schien es ernst zu meinen und die anderen machten auch nicht den Eindruck, als habe Hannah etwas Abwegiges gesagt. Ich bin immer noch sauer, dass er mich betrogen hat. Seitensprünge passieren in 95 Prozent aller Beziehungen, somit dürfte es gar keine Ehen oder Beziehungen mehr geben. Da muss man drüber stehen, so etwas passiert mal, aber deswegen heißt das doch nicht, dass er dich nicht mehr liebt. Männer sind eben so. Ich stimmte mit Hannah keineswegs überein. Männer sind so? Ich denke nicht, dass beispielsweise Manfred oder Christian so sind. 127/211 Das sind eben Ausnahmen. Hannah blieb bei ihrer Meinung und Maria meldete sich vorsichtig. Wir hatten auch mal so ein Problem. Maria hätte genau so erzählen können, sie habe vorhin ein Ali- en getroffen, das ihr das Ende der Welt prophezeit hätte und dass wir alle nur noch wenige Stunden zu leben hätten. Doch, es ist wahr. Bei uns ist nicht immer alles eitel Sonnenschein. Gebannt starrten wir sie an. Und das erzählst du uns erst jetzt? , empörte sich Hannah. Maria machte eine abwinkende Geste. Nun aber mal Butter bei die Fische, wie man so sagt , forderte Karin und Maria erzählte. Als Christian und ich etwa zwei Jahre zusammen waren, musste er im Rahmen seines Studiums ein paar Wochen nach Sch- weden. Ich hatte kein Geld, ihn dort zu besuchen und wir sahen uns drei lange Monate nicht. Eines Abends ist er mit seinen Kom- militonen dort feiern gegangen und eine Schwedin hat ihn abgefüllt und verführt. Irgendwie ist es dann dazu gekommen, dass er mit ihr nach Hause gegangen ist. Das glaube ich ja nicht! Ich war schockiert. Also das hätte ich Christian wirklich nicht zugetraut. Also ich auch nicht , pflichtete Karin mir bei, dabei ist er so ein netter Kerl. Es ist in Ordnung, Mädels. Maria fuhr fort. Es tat ihm leid, er beichtete es mir sofort und ich verzieh es ihm. Ende der Geschichte. Wir haben trotzdem geheiratet und unsere Ehe ist toll. Ich habe ihm diesen Fehltritt verziehen. Da tun sich ja Abgründe auf bei euch! , lachte Hannah. An- dererseits bestätigt das meine These: 95 Prozent, Claudia. Wichtig ist doch, dass er es nicht noch einmal tut. Ihr meint also, ich sollte ihm noch eine Chance geben? Karin stellte eine entscheidende Frage: Liebst du ihn? 128/211 Ich hörte in mich hinein und versuchte nun, mich ganz auf mein Bauchgefühl zu konzentrieren. Ich versuchte, meinen Kopf, meinen Verstand, meine Vernunft auszuschalten und nur zu er- gründen, was mein Herz sagte. Und es sprach deutlich. Ja, das tu ich. Ich war fast von mir selbst überrascht.
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