Podstrony
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hatte. Sie wussten genau, was sie sich beschaffen sollten, und sind im Glauben verschwunden, es bekommen zu haben. Ich war jedoch durch Beobachtungen meines Dieners vorgewarnt worden und habe sofort nach dem ersten Zwischenfall und erst recht nach dem zweiten Vorsorge getroffen, dass der Gegen- stand, den man mir entwenden will, nicht in die Hände meines Cousins fällt. Ein Teil dieser Maßnahmen war, dass ich mich 77/221 verkleidet, Mrs. Hopkins genannt und die Kostbarkeit gegen et- was anderes ausgetauscht habe. Und welche Rolle spielt die Asche Ihres Gatten in dieser abenteuerlichen Geschichte? Die Asche meines Gatten? , wiederholte Caroline verständ- nislos. Mein Mann wurde in New Orleans begraben. Ach, wirklich? Mr. Fennybright hat mir gesagt, Sie würden eine Urne mit seiner Asche zum Stammsitz seiner Familie bring- en. Er hat mich bestimmt nicht wissentlich hinters Licht geführt. Also muss er eine falsche Information weitergegeben haben. Vermutlich haben Sie seinen Sozius gebeten, ihm die rührende Mär von der betagten Witwe und ihrem Vorhaben zu erzählen. Falls ich recht habe, kann ich Sie zu diesem gerissenen Einfall nur beglückwünschen. Als Mr. Fennybright mich fragte, ob ich gewillt sei, Sie zu begleiten, habe ich das Ansinnen sofort abgelehnt. Erst als Mr. Turner an mein Gefühl für Ritterlichkeit appellierte, war ich einverstanden. Ich habe keinen der Anwälte zu irgendetwas überredet , ver- teidigte sich Caroline. Mr. Turner war sehr darauf bedacht, mir, der Enkelin eines seiner ältesten Klienten, behilflich zu sein. Wahrscheinlich hat Ihre Weigerung ihn bewogen, seinem Sozius eine ausgeschmückte Geschichte zu erzählen, damit dieser Sie umstimmte. Die einzige Schuld, der ich mir bewusst bin, ist, dass ich mich verkleidet und ein höheres Alter vorgetäuscht habe, damit derjenige, der mittlerweile festgestellt hat, wie wertlos das war, was die Räuber ihm gebracht haben, mich nicht sofort erkennt. John deutete auf den Lederbehälter. Enthält er die Asche Ihres Großvaters? Nein! , antwortete Caroline befremdet. Mein Großvater wurde vor einigen Monaten unter großer Anteilnahme seiner 78/221 Freunde und Bekannten auf einem Friedhof von Kingston bestattet. Entschuldigen Sie meine Frage , murmelte John verlegen. Sie sind also in seinem Auftrag unterwegs. Gab es sonst niemanden, der diese Aufgabe hätte übernehmen können? Nein , sagte Caroline. Von väterlicher Seite her bin ich das letzte noch auf Jamaika ansässige Familienmitglied. Mein Großvater und ich standen uns sehr nahe, und daher war ich bereit, alles für ihn zu tun. Abgesehen davon wusste er, dass ich mit skrupellosen Männern umzugehen gelernt habe. Das zu hören überrascht mich nicht , warf John ein. Wieso haben Sie sich mir nicht gleich zu Beginn der Reise eröffnet? Ich hielt es für besser, nicht zu redselig zu sein, selbst Mr. Turner gegenüber , gab Caroline zu. Er hatte mir gesagt, dass Sie ein mutiger und anständiger Mensch sind, und darauf habe ich mich verlassen. Als wir uns kennenlernten, musste ich mir erst eine eigene Meinung über Sie bilden, und heute weiß ich, dass er recht hatte. Nachdem ich Sie jetzt informiert habe, wer- den Sie meine Beweggründe für die Verkleidung gewiss ver- stehen. Ich bereue nicht, Sie in dieser Hinsicht getäuscht zu haben, bedaure jedoch, dass ich Sie hin und wieder mit dummen Bemerkungen und falscher Anrede gereizt habe. Und weshalb haben Sie das getan? , wollte John wissen. Ich hatte mich über den bevormundenden Ton in Ihren Briefen geärgert , gab Caroline freimütig zu. Ich stand unter dem Eindruck, eine weinerliche, gänzlich un- selbstständige Person würde mich begleiten , erwiderte John ehrlich. Das erklärt vielleicht den von mir angeschlagenen Ton. Wie gesagt, mein Benehmen war nicht in Ordnung. Aber es gab Situationen, in denen ich mich köstlich über Sie amüsiert habe. 79/221 Das kann ich mir vorstellen , äußerte John und lächelte matt. Werden Sie mir jetzt endlich mitteilen, welches Reiseziel Sie haben? Sind Sie noch bereit, mich dort hinzubringen? , fragte Caroline erstaunt. Ja. Sie war sehr erleichtert und hätte ihn am liebsten umarmt, unterließ es jedoch. Ich will nach High Hutton, einem Ort, der in der Nähe von Marrick Castle liegt. Nanu, warum schauen Sie mich so überrascht an? John erinnerte sich, dass Mr. Turner ihm erzählt hatte, sie sei die Enkelin von Peter Leyburn, eines der ältesten Klienten der Kanzlei, der vor einiger Zeit als hoch angesehenes Mitglied der Gesellschaft von Kingston auf Jamaika verstorben war. Der Ort, den sie aufsuchen wolle, befände sich im Umkreis von zwanzig Meilen von Richmond. Um sicher zu sein, keine falschen Schlussfolgerungen zu ziehen, erkundigte er sich: Wie hieß Ihr Großvater? Peter Leyburn. Und Sie wollen zum Stammsitz seiner Familie? Ja , antwortete Caroline verwirrt. Nun, dann muss ich Ihnen mitteilen, dass im Umkreis von Marrick Castle weit und breit kein Leyburn lebt. Ich habe nicht gelogen, als ich Ihnen sagte, mein Großvater habe mir aufgetragen, nach High Hutton zu reisen , entgegnete Caroline pikiert. Und Sie können gewiss nicht behaupten, alle Leute dieser Gegend zu kennen! Nein, natürlich nicht , versetzte John kühl. Also gut, ich bringe Sie nach High Hutton, Mrs. Duval. Dann werden Sie fest- stellen, dass der Ort nur aus einem einzigen, seit dreihundert Jahren den Ainderbys gehörenden Anwesen besteht. 80/221 Ainderby? , wiederholte Caroline verblüfft und dachte daran, dass der von ihr mitgeführte Abendmahlskelch unter diesem Na- men bekannt war. Ja, die Familie ist dort ansässig , bestätigte John. Ich habe nie etwas von einem in der Gegend wohnenden Leyburn gehört. Nun, vielleicht war mein Großvater mit ihnen befreundet , vermutete Caroline. Möglicherweise , räumte John ein. Das wird sich herausstel- len. Kehren wir jetzt in den Goldenen Löwen zurück, Madam. Ich möchte nicht zu spät abreisen. Wie Sie wünschen, Sir , erwiderte sie, stand auf und nahm die lederne Tasche an sich. Der Colonel, so schien ihr, hegte keine Sympathie für die Ainderbys. Sie wusste zwar nichts Genaues über das Ziel seiner Reise, aber möglicherweise wollte er zu Angehörigen, die Nachbarn jener Ainderbys waren. Viel- leicht war es zwischen den Familien zu Unstimmigkeiten gekommen. Auf dem Weg zum Gasthaus schwieg er, und das bedrückte sie. Der Stimmungsumschwung war ihr unerklärlich, da sie den Eindruck gewonnen hatte, dass der Colonel nach ihrem Eingeständnis nicht zornig auf sie gewesen war. 9. KAPITEL Da man verspätet aufgebrochen war, beschloss John, nicht wie vorgesehen in Catterick zu rasten. Er schickte seinen Kam- merdiener mit dem Auftrag voraus, die Reservierung zu annul- lieren und stattdessen in Boroughbridge Zimmer zu bestellen. Mittags kehrte man in einem Gasthaus in Ferrybridge ein und wartete dort ab, bis der Regen, der im Verlauf des Vormittags eingesetzt hatte, aufhörte und die Sonne wieder durch die Wolken brach. Caroline beschloss, nicht mehr in der Kutsche zu bleiben, son- dern wie Colonel Ancroft neben der Chaise herzureiten. Sie bat ihn, das Gepäckstück abladen zu lassen, in dem sie ihre Reitkleidung hatte, und tat seinen Einwand, sie werde sich auf der verdreckten Straße schmutzig machen, mit einem Ach- selzucken ab. Sobald der Portemanteau in die Wirtschaft geschafft worden war, zog sie sich mit Maggies Hilfe in einem Separee um, hieß die Zofe, die bisher getragenen Sachen ein- zupacken, und begab sich dann zur Berline. In der Zwischenzeit hatte John beim Krüger ein Pferd für sie gemietet und half ihr zuvorkommend in den Sattel. Nachdem der Koffer wieder verstaut worden war und die Dienstboten ihre Plätze eingenommen hatten, setzte man die Reise fort. Hat Ihre Tochter Sie nicht vermisst, Sir, als Sie beim Militär waren? , erkundigte Caroline sich neugierig. Ich glaube nicht, dass ich ihr gefehlt habe, weil sie in guten
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